Die Nase ist Fisch des Jahres 2020!

Die Nase ist Fisch des Jahres 2020!

Bild: Zwei Nasen mit Laichausschlag in der Strömung / FOTO: RAINER KÜHNES

Wie jedes Jahr hat der Deutsche Angelfischer- Verband e. V. den Fisch des Jahres gekührt. Dieses Jahr, 2020, ist es nach 26 Jahren wieder die Nase geworden.

Chondrostoma nasus, so der wissenschaftliche Name der Nase, ist in der Öffentlichkeit und selbst unter uns Anglern wohl eher ein unbekannter Fisch. Früher von den Berufsfischern der Donau nur „Brotfisch“ genannt, genießt sie auch heute noch auch bei uns Petrijüngern eher weniger den Ruf als Zielfisch Nummer 1.

Das ist aber keineswegs schlimm, da die Bestände dieser Karpfenart stark zurückgegangen sind. Auch wenn in geeigneten Gewässern Jungtiere besetzt werden, erholen sich die Bestände nur schwer. Aber damit wird das Problem des Artenrückgangs wohl auch nicht gelöst werden. Weiteres dazu unten.

Die Nase verdankt ihren Namen ihrer auffälligen Oberlippe, die dem Fisch eine „Nase ins Gesicht zaubert“.

Das ist aber keinesfalls eine überflüssige Ausprägung des Fisches, sondern eine Anpassung an den Lebensstil der Nase, die auch Schnäpel genannt wird.

Die Ernährung besteht vor allem aus Algen, die sie vom Kiesgrund und von Steinen aufnimmt. Dadurch hält sie glatten Kies- und Steingrund sauber von Algenbewuchs. Zusätzlich ernährt sich die Weißfischart von Kleintieren wie Insektenlarven oder Krebstierchen.

Genau diesen Untergrund bevorzugen die Nasen dann auch. Als Bewohner der Äschen- und Barbenregion in Flüssen brauchen sie Kiesgründe zum ablaichen und leben. Im Frühjahr unternehmen sie Wanderungen von mehreren hundert Kilometern zu ihren Laichgebieten – flach überströmte Bereiche in kleinen Seitenbächen.

Dort liegt dann aber auch die Quelle des Problems – durch Querverbauungen der Flüsse können die Laichplätze von der Nase nicht mehr erreicht werden oder sind sogar nicht mehr funktionsfähig, z.B. durch Ströumgs- und Wasserpegelveränderungen. Das macht der Nase das Leben leider nicht leicht.

Außerdem reagieren die Nasen stark auf Gewässerveränderung durch Verschmutzung wie Schadstoffeibringung oder übermäßige Feinsedimenteinträge.

Sie ist wichtig für das Ökosystem der Kieslaicher

Durch das Umwälzen des Gewässergrunds verhindert die Nase die Bildung von Faulschlamm und bietet sich selbst und den vielen anderen Kieslaichern wie den Salmoniden und Barben Laichplätze.

Durch zerstörte oder nicht erreichbare Laichstätten können sich die Fische nicht, oder nur wenig reproduzieren. Das wirkt sich natürlich auch auf die Bestände der andern Fischarten aus. Kurz gesagt, die Nase ist eine wichtige Vorraussetzung für die Vermehrung aller Kieslaicher in unseren Flüssen.

Den Titel Fisch des Jahres 2020 hat sie sich also absolut verdient.

Natürlich gibt es noch viel Arbeit zu tun, damit der Fisch mit dem ungewöhnlichem Aussehen sich wieder wohl in unseren Gewässern fühlt.

Das heißt, dass Flüsse wieder durchgängig gemacht werden, Laichplätze wieder aktiviert und neu geschaffen werden müssen. Genauso muss die Strukturvielfalt im Lebensraum der Nase wieder verbessert werden.

Nicht nur die Nase profitiert dann davon, sondern auch alle anderen Fischarten unserer Fließgewässer!

In Deutschland ist sie regional stark gefährdet und teilweise ganz verschwunden. Große Bestände gibt es noch in der oberen Donau.

Infobox Nase

Die Nase ist ein typischer Bewohner schnellfließender Flüsse der Äschen- und Barbenregion. Sie kann bis zu 50cm groß werden, wobei der Durchschnitt wesentlich kleiner ausfällt. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mitteleuropa nördlich der Alpen bis Osteuropa. Ihre Aktivität findet besonders in der Dämmerung und nachts statt.

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